Die Teamuhr nach Tuckman
Die "Teamuhr nach Tuckman" ist sicher eines der bekanntesten Modelle zur Teamentwicklung. Wie sieht dieses Modell aus? Was bringt es und wo sind die Grenzen?
Dieses Modell der Teamentwicklung, welches Bruce Tuckman in den 1960er Jahren entwickelt hat, beschreibt die Idee einer "Teamuhr", um die Entwicklung eines Teams zu visualisieren und zu erklären.
Die Phasen der Teamuhr nach Tuckman
Die Teamuhr nach Tuckman besteht aus vier Hauptphasen:
1. Forming (Formierung): Diese Phase entspricht dem Anfangsstadium des Tuckman-Modells. Hier kommen die Teammitglieder zusammen und lernen sich kennen. Es herrscht oft Unsicherheit und Zurückhaltung, während die Mitglieder versuchen, ihre Rollen und Beziehungen zueinander zu klären.
2. Storming (Streitphase): Während die Mitglieder um Einfluss und Positionen kämpfen, treten in der Folgephase Konflikte und Spannungen innerhalb des Teams auf. Das ist die Storming-Phase im Tuckman-Modell. Hier geht es darum, unterschiedliche Ideen, Perspektiven und Arbeitsstile zu integrieren.
3. Norming (Normierung):Das Team beginnt, sich zu stabilisieren und gemeinsame Normen, Werte und Erwartungen zu entwickeln. Die Teammitglieder arbeiten daran, Konflikte zu lösen und effektive Kommunikations- und Arbeitsweisen zu etablieren. Dies entspricht der Norming-Phase im Tuckman-Modell.
4. Performing (Leistungsphase): In dieser Phase ist das Team hochfunktional und arbeitet effektiv zusammen, um seine Ziele zu erreichen. Die Mitglieder verfügen über ein hohes Maß an Vertrauen, Zusammenarbeit und Synergie. Dies entspricht der Performing-Phase im Tuckman-Modell.
Die Teamuhr nach Tuckman visualisiert diese Phasen als Fortschritt entlang einer Uhr, wobei die Forming-Phase bei 12 Uhr beginnt und sich im Uhrzeigersinn durch die Storming-, Norming- und Performing-Phasen bewegt. Das Modell betont, dass Teamentwicklung ein dynamischer Prozess ist und dass Teams durchaus zurückkehren können, um frühere Phasen zu durchlaufen, wenn sich die Umstände ändern. Die Teamuhr soll Teams und Führungskräften helfen, die Entwicklung und Dynamik ihres Teams besser zu verstehen und effektivere Maßnahmen zur Unterstützung des Teams zu ergreifen.
Kritikpunkte an der Teamuhr nach Tuckman
Die Teamuhr und das zugrunde liegende Tuckman-Modell der Teamentwicklung sind weit verbreitet, weisen jedoch auch einige Kritikpunkte auf. Die häufigst genannten Kritikpunkte sind:
Linearität und Stufenmodell: Ein Hauptkritikpunkt an der Teamuhr nach Tuckman und dem Tuckman-Modell im Allgemeinen ist ihre lineare und stufenweise Darstellung der Teamentwicklung. Die Realität ist oft viel komplexer. Teams können nicht immer klar voneinander abgegrenzte Phasen durchlaufen. Die Entwicklung eines Teams kann auch nicht-linear sein, mit Rückschlägen, Sprüngen oder Zyklen in der Entwicklung.
Fehlen von Kontext: Das Modell berücksichtigt nicht ausreichend den Einfluss von externen Faktoren wie organisatorischer Kultur, Führung, Ressourcen und Umgebung auf die Teamentwicklung. Diese Faktoren können die Entwicklung eines Teams erheblich beeinflussen und müssen in einer umfassenderen Betrachtung berücksichtigt werden.
Kulturelle Vielfalt: Das Modell berücksichtigt nicht angemessen die Vielfalt der kulturellen Hintergründe und Arbeitsstile in einem Team. Unterschiedliche kulturelle Kontexte können zu unterschiedlichen Herangehensweisen an die Teamentwicklung führen, die nicht immer mit dem linearen Modell von Tuckman übereinstimmen.
Phase des Teams nicht eindeutig: Das Modell neigt dazu, Teammitglieder als homogene Gruppe zu betrachten und berücksichtigt nicht ausreichend die individuellen Unterschiede und Bedürfnisse jedes Teammitglieds oder auch das Hinzukommen von teammitgliedern zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Dies kann dazu führen, dass die individuelle Entwicklung und Anpassung innerhalb des Teams vernachlässigt wird. Die Phasen der Teamentwicklung werden nicht immer und nicht von allen Teammitgliedern nacheinander durchlaufen werden, sondern finden teilweise überlappend oder sogar parallel zueinander statt.
Anwendung im New Work Kontext: Die Teamuhr nach Tuckman beschreibt nur bedingt die Zusammenarbeit im New Work Kontext. Aus diesem Grunde wuerde inzwischen eine weitere Phase hinzugefügt. Mit der Adjourning Phase (auch Auflösungsphase) nähert sich das Projekt und die Zusammenarbeit des Teams dem Ende zu. Es geht darum, die wichtigsten Erkenntnisse der gemeinsamen Arbeit sicherzustellen und die Kooperation gebührend abzuschließen.
Begrenzte Vorhersagekraft: Einige Studien haben gezeigt, dass das Tuckman-Modell nicht immer zuverlässig vorhersagen kann, wie sich ein Team entwickeln wird, und dass die Phasen der Teamentwicklung nicht immer so klar voneinander abgegrenzt sind, wie das Modell suggeriert.
Konflikte gibt es immer: Tuckman hat mit dem Storming eine explizite Phase vorgesehen hat, in der Konflikte stattfinden. Konflikte in einem Team gibt es in der Realität aber über den gesamten Zeitraum der Teamarbeit. Die Intensität von Konflikten hängt von diversen Faktoren ab.
Trotz dieser Kritikpunkte bleibt das Tuckman-Modell ein nützliches Werkzeug zur groben Strukturierung und Veranschaulichung der Teamentwicklung. Es ist jedoch wichtig, es mit anderen Konzepten und Betrachtungsweisen zu ergänzen, um ein umfassenderes Verständnis der Komplexität von Teamentwicklung zu gewährleisten.
Wie setze ich die Teamuhr nach Tuckman ein?
Die Teamuhr von Tuckman kann als einfacher Einstieg in die Teamentwicklung dienen. Wer aber wirklich Ziele und Veränderungen erreichen möchten, stößt mit dem Phasenmodell nach Tuckman an seine Grenzen. Für die zielgerichtete Teamentwicklung funktioniert meiner Erfahrung nach mein Ansatz angelehnt an Patrick Lencioni sehr viel besser. Er berücksichtigt aber die ganz klar die Herausforderungen im Unternehmen, die Herausforderungen im Team und die Situation der einzelnen Mitarbeitenden. Und daraus entwickeln wir zusammen einen Plan mit Zielen und Prioritäten. Denn jedes Team ist anders.
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